Der Wolf in Bayern: Kontroverse Diskussion in Schnaittenbach

Der Wolf ist ein Reizthema, auch in der Oberpfalz. Entsprechend kontrovers wurde deshalb auch diskutiert bei einer Veranstaltung der CSU in Schnaittenbach. Nicht jeder ist begeistert von der Anwesenheit des Wolfs.

Wie passen Rehkitzrettung und Wiederansiedlung des Wolfes in Bayern zusammen? Das mag sich mancher der vielen Besucher des Info- und Diskussionsabends gefragt haben, zu dem die CSU Schnaittenbach eingeladen hatte. Ortvorsitzender Thomas Hottner wollte es jedenfalls nicht so verstanden wissen, dass die Rehkitze vor dem Mähwerk gerettet werden sollen, damit der Wolf was zum Fressen hat. Großes Interesse wurde dennoch damit geweckt, denn im Schnaittenbacher Kulturstadl war kein Platz mehr frei.

Drohne und Wärmebildkamera
Dass Susanne Kunisch viel Herzblut in ihr Engagement für die Rehkitzrettung einbringt, war spürbar. Ihr ist es ein großes Anliegen, in der breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Problematik zu schärfen. Ausführlich erläuterte sie den Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras, um die Tiere zu erkennen und vor dem Mähen aus der Wiese zu bringen. „Dies rettet nicht nur das Leben des Rehnachwuchses, sondern vermeidet auch Botulismus, der durch Tierkadaver hervorgerufen werden kann“, appellierte Kunisch an die Landwirte, denen auch ein sicheres Gefühl beim Mähen gegeben wird.

Voll des Lobes war sie über die Zusammenarbeit mit Landwirten und Jägern, was auch Jagdpächter Herbert Fiebak bestätigte. Er leitete über zum Hauptthema des Abends und berichtete, dass der Wolf schon seit drei Jahren immer wieder in seinem Revier „Gast“ sei. Ihm falle das besonders auf, wenn sich das Wild zurückziehe und nach dem „Besuch“ nahezu von der Bildfläche verschwunden sei. Zu Zwischenfällen mit Weidetieren sei es in seinem Bereich bisher nicht gekommen, erklärte Fiebak, befürchtet aber, dass dies nur eine Frage der Zeit sei.

Diplom-Forstwirt Rudi Leitl ist im Netzwerk „Große Beutegreifer“ aktiv und setzt sich schon mehrere Jahre mit der Wiederansiedlung des Wolfes in Bayern auseinander. „Obwohl ich hier aufgewachsen bin, ist mir bewusst, dass dies in Anbetracht des Publikums heute für mich kein Heimspiel wird“, stieg er in seinen Vortrag ein. Leitl zeigte eindrucksvoll auf, wie die Wolfpopulation in Deutschland seit 2000 auf mittlerweile 189 Rudel angewachsen sei. Nun seien auch in Bayern sechs Paare beziehungsweise Rudel sesshaft. Leitl sprach davon, dass man um den Truppenübungsplatz Grafenwöhr jetzt eine Konzentration habe, was auch Konfliktpotential schaffe. Bemerkenswert sei, dass sich der Zuwachs der Population in den vergangenen fünf Jahren deutlich abgeschwächt habe.

Positiv für das Ökosystem
Rudi Leitl zeigte auch die positiven Auswirkungen der Anwesenheit von Wölfen auf das Ökosystem auf und erklärte, welche regulierende Funktion Wölfe als Apex-Prädatoren in der Natur haben. „Der Wolf ist ein besserer Jäger als Menschen, weil er besser selektiert“, betonte der Diplom-Forstwirt. Dies helfe, die Bestände von Wildtieren in Schach zu halten, was wiederum positive Auswirkungen auf die Vegetation und die Biodiversität habe. Seiner Ansicht nach sei die Angst vor einem Wolfsangriff auf den Menschen unbegründet, da das Tier gegenüber Menschen scheu sei. Seit der Wiederbesiedelung in Deutschland habe es keinen Übergriff gegeben.

Die größte Sorge von Landwirten ist der Verlust von Nutztieren durch Wolfsangriffe. Leitl betonte, dass es wichtig sei, effektive Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune und den Einsatz von Herdenschutzhunden zu fördern und Landwirte dabei zu unterstützen. Er warb dafür, Weidetiere nachts in sichere Pferche zu bringen. Dass dies einen gewissen Aufwand darstellt, bestritt er nicht.

Sorge um die Mufflons
Eine völlig konträre Auffassung vertrat Landtagsabgeordneter Harald Schwartz: „Ich habe seit 25 Jahren eine Jagd und noch keinen Tag den Wolf vermisst.“ Er stellte die Frage in den Raum, ob man sich mit dem Wolf was angetan habe, „was wir nicht vertragen“. Weiter verwies er auf eine seltene Mufflon-Population im Landkreis, welche durch den Wolf gefährdet sei.

Aus den Reihen der Gäste waren große Vorbehalte zu spüren. Ein Weidetierhalter zeigte auf, dass die Weidetierhaltung kein großes Geschäft sei, aber eine sinnvolle Flächenbewirtschaftung darstelle, welche dann nicht mehr gegeben sei. Auch eine Regulierung wurde mehrfach angesprochen. „Von Ausrottung redet niemand mehr, aber eine vernünftige Regulierung macht schon Sinn, damit die Rudel klein gehalten werden“, brachte es Peter Beer, Kreisobmann des Bauernverbandes, auf den Punkt, wofür auch Rudi Leitl Verständnis aufbringen konnte. Er wünschte sich auch, dass die Politik zu einem Konsens findet. Das wäre auch das Anliegen von Schwartz, der aber klar stellte: „Wir haben nicht die Möglichkeit, den Wolf aus seinem Schutzstatus zu nehmen, das kann nur der Bund.“